Sonntag, 9. August 2015

Die letzten Tage im Baltikum

Im katholischen Südosten ist der Wallfahrtsort ==>> Aglona mit seiner beeindruckenden, weißen Kirche und ihren weitläufigen Klostergebäuden. 1993 hat der Papst Johannes Paul II hier vor unzähligen Gläubigen eine Messe gelesen. 


 



Natürlich gibt es hier auch eine heilige Quelle, doch sie zu finden, war zu mühselig. Deshalb haben wir unser Trinkwasser wieder im Supermarkt gekauft ... 
Noch immer sind wir auf der östlichen Nord-Süd-Fernverbindungsstraße nach Litauen; und wären wir über den schlechten Straßenzustand informiert worden, so wären wir diese Strecke trotzdem gefahren. Von einem Jahr zum nächsten ändert sich oft viel und Ansichten sind auch unterschiedlich, doch abgesehen vom Straßenzustand, man würde auf dieser langen Strecke auch landschaftlich kaum etwas versäumen. 



Wir verpassen das Abbiegen zu einen Stellplatz und finden bei der ersten Umkehrmöglichkeit diesen herrlichen Grillplatz. Spontan erwählen wir ihn zu unserem heutigen Übernachtungsplatz; ein  Radfahrer hat die gleiche Idee. 

Am nächsten Morgen kommen einige PKW's und als die Insassen  mit Körben und Säcken ausschwärmen, kommen wir zu der Ansicht, dass es sich hier um bekannte "Schwammerlplätze" handelt. Völlig unverständlich für die ortskundigen Sammler, dass ihre Beute heute sehr mager ausfällt.  --  Ich habe eben gestern  nur wenige übersehen!


Mitten im Wald ein offizieller Grillplatz



Neueste Berechnungen von französischen Geologen haben ergeben, dass sich der Mittelpunkt Europas unweit der litauischen Hauptstadt Vilnius befindet und weil es an unserer Strecke liegt,  machen wir hier einen Zwischenstop.




Auf diesem Stein ist der Mittelpunkt Europas genau markiert, allerdings schwer zu erkennen.
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Riga wird als die Stadt des Jugendstils - und Tallinn als jene, mit den meisten mittelalterlichen Bausubstanzen bezeichnet. Vilnius, die  Hauptstadt von Litauen und unsere letzte des Baltikums, sie ist die Stadt der Türme: der Kirchtürme; es sollen 140 sein! 

Auf dem Camping angekommen, kommt ein richtiges Gewitter mit starkem Regen auf. Die Markise unseres "vis-a-vis" ist unter dem Gewicht des Wassers etwas in die Knie gegangen. 


Unser CP ist relativ stadtnah' und hat eine gute Bus-Anbindung.  -- Am Platz wird mittels Plakaten für eine Bus-Stadt-Rundfahrt geworben; auch hop on-hop off steht drauf. Der Bus holt uns sogar vom CP ab und kostet 13 €. Das nehmen wir! 


Die Teilnehmer warten bereits im Bus; dann kommt der Fahrer und startet dem Motor; ein "guten Morgen" hält er nicht für notwendig! 

Am Startpunkt der Rundfahrt, in der Stadt, steigt eine, anfangs gesprächige, Begleiterin und Kassierin zu und in kurzer Zeit wird klar, dass wir das Ganze vorher zu wenig hinterfragt haben. Dieses Kleinunternehmen hat sich durch die Abhohlung vom CP seine Kunden von vornherein gesichert, fuhr nur mit einem einzigen Bus, wodurch ein "hopp on - hopp off" nur mit einer 2-stündigen Wartezeit auf den wiederkehrenden Bus möglich war. Außerdem wäre dafür noch eine Aufzahlung fällig gewesen! 


Fahrer und Busbegleiterin haben mit der Technik Probleme


Es werden auch keine neuen Kopfhörer ausgegeben, die zur Verfügung stehenden haben schon zig Leute vor uns getragen !!!!
Wir benützen natürlich unsere eigenen.  


Es bedarf schon starker Männer, um diese Last zu tragen -


Die prachtvolle St Annenkirche




St Peter und Paul Kirche


mit schönen Stuckarbeiten


Der 52 m hohe Glockenturm steht auf dem Kathedralenplatz. Das untere Teil des Turmes ist der Rest eines alten Schutzturmes.


Die St. Stanislauskathedrale 



Nicht nur prachtvolle Gotteshäuser werden uns gezeigt, sondern auch das Gebäude, in dem der KGP seinen Sitz hatte; gleich gegenüber befand sich das Gefängnis und die Namen unzähliger, hingerichteter Widerstandskämpfer sind in Tafeln auf dem Gebäude verewigt. Leider gelingt mir kein Foto. 


Solch ein Unterschied ..... wohnen einst und jetzt


Als nächsten Übernachtungsplatz haben wir uns den Parkplatz des Freilichtmuseums in Rumsiskes ausgesucht. Hier hat man typische Gebäude des ganzen Landes zusammen getragen, restauriert und wieder aufgebaut. In kleinen Werkstätten werden alte Handwerke "lebendig" gezeigt wodurch dem ganzen Museum Leben eingehaucht wird. 


Der Marktplatz mit den bunten Häuschen


Er ist der grosse Meister in der Kunst der Bernsteinbearbeitung; er hat uns Zeitungen gezeigt, in welchen er erwähnt wurde. 


Irgendwie kommt mir das Klassenzimmer bekannt vor ... es ist bloß schon sehr lange her 



Eine alte Holzkirche mit separatem Glockenturm


Auch dieser Mann beherrscht seine Drechselmaschine; sogar noch  mit Fußantrieb
Das Areal diese Museumsanlage ist sehr groß und man könnte einen Tag darauf verbringen.
Wenn man auf dem Parkplatz übernachten will bezahlt man die doppelte Parkgebühr. Doch ab heute findet hier ein dreitägiges Music Festival statt.  
  Schon die Probeläufe zur Einstellung der Lautsprecher und die Unmengen an jugendlichen Gästen, die mit Zelten und Getränken eintreffen, versprechen alles andere als eine ruhige Nacht. 

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Die Abstellplätze am CP in Kaunas haben betonierte Fahrstreifen und die Rasenflächen sind mit einem befahrbaren Gitter befestigt. 

Zum Besuch der Altstadt empfiehlt man uns unbedingt den Bus zu nutzen; zu Fuß seien es gut 40 Minuten. Von der Haltestelle ist es nur mehr ein Katzensprung  --  und schon sind wir von Hochzeiten umringt. 




Ist ja auch kein Wunder, das Rathaus, mit seinem, im 17. Jahrhundert dazugefügten Turm, den man den "Schwan" von Kaunas nennt, ist seit 1973 der Hochzeitspalast.


Bevor das Brautpaar wieder mit der geschmückten Limousine in die gemeinsame Zukunft fährt


wird mit Sekt angestoßen ... die Flaschen bleiben überall stehen 


Kaunas ist eine alte Stadt, die im Mittelalter eine große Blütezeit erlebte. Nicht zu übersehen ist die Burg, welche im 14. Jh. immer wieder Schauplatz von Kämpfen zwischen Litauern und den deutschen Kreuzrittern war. 



 Ganz in der Nähe der Burg steht die St. Georg's-Kirche, ein Beispiel der litauischen Backsteingotik; sie wird gerade renoviert. 


Bevor wir die Bushaltestelle zur Heimfahrt suchen, kaufen wir im Supermarkt einige Kleinigkeiten und 2x 1,5 l  Kwas; mit dem Bus macht das im Rucksack ja nichts aus.  --  Wir finden den richtigen Bus Stop und auch einen Fahrplan und was wir anfangs nicht glauben wollen stimmt doch ... bis zu unserem nächsten Bus müssen wir eineinhalb Stunden warten. 

 Jetzt gehen wir die Strecke doch zu Fuß! 
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Noch einige Anmerkungen: die Straßen in den baltischen Staaten sind teils sehr gut; oft aber auch schlecht. 
CP's kosten ohne Strom meist 10 bis 12 €, Stadtcampingplätze sind teurer. W-Lan ist uns überall (ausser in Vilnius) gratis zu Verfügung gestanden.
Beim Einkauf gibt es keine Einschränkungen; man findet so gut wie alles. Bezahlt wir fast ausschließlich mit Kreditkarte, selbst Beträge unter einem Euro.
Die Menschen sind sehr angenehm; teilweise ließ ihr Verhalten fast darauf schließen, dass sie uns gar nicht gesehen hätten. 

Leute über 40, also wer zur Zeit der Erlangung der Unabhängigkeit bereits die Schule verlassen hatte, also zum Beispiel Busfahrer, sprechen in der Regel überhaupt kein Wort englisch; ganz im  Gegenteil zur heutigen Jugend.  

Wir verabschieden uns von den Balten, wir haben dort eine feine Zeit verbracht
 und fahren durch Polen in die Slowakei. 










Montag, 3. August 2015

Der fast unberührte Osten Estlands

Stellplätze an einem Gewässer mögen wir sehr. --  Die Ostsee hat mancherorts einen gewöhnungsbedürftigen, strengen Geruch. Vielleicht kommt das von verrottendem Tang; schon in Südschweden ist er uns unangenehm aufgefallen.  --  Aber schön ist es trotzdem; deshalb suchen wir  noch einmal nach einem Übernachtungsplatz an der Küste, von welchem wir am Morgen den weiten Blick auf das Wasser genießen können. Doch an dem ausgewählten CP würde uns die Uferstraße und ein Gebüschstreifen von der Küste trennen. So wenden wir uns nach Süden zum größten See Europas, dem Peipsi järv. Die russische Grenze verläuft etwa durch die Mitte von Nord nach Süd. 
Den Parkplatz beim Kloster Pühtitsa beim Dorf Kuremäe teilen wir uns in der Nacht mit einem Mobil aus der Schweiz.


Im 17. Jahrhundert erschien einem Bauern bei einer Eiche die Gottesmutter. Da ein Hügel mit einer Eiche und einer Quelle den Esten heilig war, lag es nahe, hier ein Kloster zu errichten. 


Die Besichtigung am folgenden Morgen übertrifft unsere Erwartungen in jeder Hinsicht. 

Heute leben hier ca 1oo  Nonnen und Novizinnen, betreiben Landwirtschaft und auch ein Gästehaus. Das Kloster hat die Wirren der Vergangenheit, selbst das Regime der Sowjetunion gut überstanden. 



Die Gebäude und die Gärten sind sehr gepflegt, appetitanregender Duft strömt durch die Anlage. Man sagt, dass die Nonnen nur einmal am Tage essen und das alleine in ihrer Kammer. Die Frauen sind nicht alle schwarz gekleidet, doch wenn sie bei bestimmten Stellen vorbeigehen, bekreuzigen sie sich alle.


In der Klosterkirche ist fotografieren nicht erwünscht, auch die Nonnen mögen es nicht. 



Ein Schluck vom "heiligen" Quellwasser



Beeindruckend sind die russischen Grabkreuze

In Mustvee finden wir einen schönen Übernachtungsplatz; bis zum Abend gesellen sich noch zwei Schweden und ein Italiener zu uns. 



Wir haben ja schon erwähnt, dass im Baltikum viel geheiratet wird, doch dass das auch auf einem Campingplatz gefeiert wird, hat uns schon überrascht.

Es wird ein Zelt aufgestellt

 die Lampen werden mit Papierblumen verschönert

 eine Wand mit Stores drapiert und die Zeltwände mit Blumen beklebt,

Luftballone dürfen auch nicht fehlen. 
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In Alaskivi werfen wir einen Blick auf das schön renovierte,  gleichnamige Schloss.


Vier sympatische Oberösterreicher interessieren sich auch dafür. 


Immer wieder lesen wir im Reiseführer von Gutshöfen und Herrenhäusern. An einigen sind wir ja schon vorbeigefahren, doch in Mooste soll der Sehenswerteste in dieser Region sein. Gerne  biegen wir von der schlechten und rumpeligen Fernverbindungsstraße ab und finden fast keinen Parkplatz. So viele Gutshof-Besucher? Nein, im Innenhof findet heute ein Wochenmarkt statt. Ganz hinten ist auch für uns noch einen Platz und dann "werfen" wir uns unter das Volk. 


Solche Märkte mögen wir ganz besonders. 



 Es gibt viel Handgefertigtes,  



eine handgestrickte, runde Tischdecke aus Leinengarn, 


                    Früh übt sich, wer ein Meister werden will.

 Geräucherter Fisch; den einen kennen wir nicht, doch beim Aal müssen wir zuschlagen 



Wir probieren den "Kwas", ein aus Roggenbrot, Hefe, Zucker und Wasser zubereitetes "Brotbier, welches in der Sowjtunion weit verbreitet war.  


auch dem kleinen Mädchen fällt der lustige Haarschnitt dieses kleinen Hundes auf, 



Wir streifen beinahe zwei Stunden herum; bekommen hier endlich einen ungeschnittenen Wecken Brot, denn die vorgeschnittenen in den Geschäften sind meinem Christian immer viel zu dünn. Dazu passt ein herrlich riechendes Bauern-G'selchtes.


Wir sagen halt, diese Damen tanzen zu unserem Abschied
===>> Mein Video bitte anklicken. 

Wir setzen unsere Fahrt fort und die Straße wird eher noch schlechter; viele ampelgeregelte Gegenverkehrs-Abschnitte drosseln unsere Weiterkommen.
Für heute haben wir uns einen ganz besonderen Platz für die Nacht ausgesucht, am "weissen See" mit reichlich Schwarzbeeren.






Immer wieder begleiten Störche den Traktor; alle müssen ihre Jungen mit Futter versorgen


Heute ist für uns ein aufregender Tag ... wir fahren auf den Suur Munamägi, dem höchsten "Berg" im Baltikum, der für seine gute Fernsicht bekannt ist; bei klarer Sicht bis Russland hinüber. - Die Strasse steigt stetig an und wir sind schon auf sagenhaften 233 Metern Meereshöhe. 


Die restlichen 100 Meter auf den "Gipfel" erklimmen wir mit Stiegensteigen.

Oben angekommen stellen wir fest, dass der gute Ruf für die besondere Aussicht aus jener Zeit stammte, als der Wald ringsum noch aus Christbäumen bestand!  --  Um mit dem Lift auf den Aussichtsturm zu fahren, bräuchten wir klareres Wetter.


So bewundern wir die künstlerischen Unikate, ganz besonders gefällt uns die Idee von der Spendenbüchse. 


 ganz besonders gefällt uns die Idee von der Spendenbüchse 


und so schießen wir ein Erinnerungsfoto und schaukeln auf der sehr schlechten, roten Strasse Richtung Lettland weiter.


Unser Dieseltank möchte auch wieder einmal gefüllt werden. Es ist weit und breit keine Tankstelle zu sehen. -- Dann das Schild, wir biegen ab und kommen zu einem ganz komischen Gebäude, eigentlich ist es gar keines. Ich steige aus, mache mich klug, ob man hier mit Karte selber tanken kann ... doch ich finde nichts. Irgendwann fällt mir so etwas, wie ein kleiner Kiosk mit einem ganz kleinen Guckloch-Fenster auf und ein fast zahnloser Mann ist dahinter zu sehen. Meine Frage, ob es hier Diesel gibt bejaht er mit einem Nicken, doch beim Zapfhahn rührt sich nichts. Auf unsere Reklamation bei dem Männchen meint er bloß -- Money, Money  und zeigt mit den Fingern die Geste des Zahlens. Das ist ja wie in Russland, dort mussten wir auch vor dem Tanken wissen, wie viele Liter wir brauchen und diese vorher bezahlen. Wir merken, dass hier die russische Zeit noch nicht so lange zurückliegt! 






Fortsetzung folgt.......